Sensei Kiyoshi Ogawa

Bereits Mitte der 60er Jahre war das Goju-Ryu Karate sehr bekannt. Großmeister Gogen Yamaguchi nahm den Auftrag des Gründers Miyagi sehr ernst, den Goju-Ryu Stil auf der Welt zu verbreiten. In der Folge wurde auch der Lehrer meines Lehrers, Yoshihiro Urakawa, damit beauftragt einige fähige Schüler auszusuchen, um diese ins Ausland zu entsenden. Im Jahre 1968 wurden Tokio Funasako Sensei und einige Monate später auch mein ehemaliger Karatelehrer Kiyoshi Ogawa Sensei nach Deutschland geschickt. Der Auftrag lautete, sein Karate bekannt zu machen und mindestens 2 Jahre zu verweilen. Kiyoshi bedeutet „der Stille“ und Ogawa bedeutet „kleiner Bach“.

Herr Ogawa arbeitete die ersten Jahre unter anderem als angestellter Karatelehrer in der ältesten Budo-Schule Düsseldorfs PRASS. Bald stellte sich jedoch heraus dass er lieber selbstständig agiert. Daraufhin wurde eine Vielzahl von Goju-Ryu-Vereinen im Großraum Düsseldorf durch seine Schüler und ihn initiiert. Es entstanden Dojo in Neuss, Garath, Haan, Kaarst, Baumberg, Ratingen und Düsseldorf wo er jede Woche trainierte. Aus dem Düsseldorfer Verein ging 1977 seine Privatschule das Sportcenter Go-Me-Kan, hervor. Go-Me-Kan bedeutet „Schule, in der man gerne Goju-RyuKarate lernt“.

In dieser Hochzeit der Kampfkunstbeliebtheit, - Bruce Lee war vor kurzem gestorben - zählte das Neusser Dojo ca. 170 Mitglieder. Auch die anderen Vereine waren gut besucht. Das blieb so bis in die späten 80er Jahre, doch im folgenden Jahrzehnt änderte sich vieles. Die gut ausgebildeten Karateka der ersten Jahre verließen die Dojo, meist aus privaten Gründen. Vor der Tür stand eine neue Generation, wozu auch Kinder und Menschen im fortgeschrittenen Lebensalter gehörten. Diese hatte in vielen Dingen ein anderes Verständnis, außerdem war, ein anstrengendes Training auf sich zu nehmen nicht mehr en vogue. Für Sensei Ogawa, der bis heute ein echter Japaner geblieben ist, gestaltete sich der Umgang mit diesen „neuen“ Karateka deutlich schwieriger. Andere Trends bestimmten die Gesellschaft, außerdem sanken die Mitgliedszahlen der Vereine deutlich. 1997 war er, neben Funasako Sensei, Mitgründer eines eigenen Verbandes mit dem Namen „International Goju-Ryu Karate Do Renmei (IGKR).

Diese Entwicklungen interpretierend habe ich im Jahre 2000 eine neue Gemeinschaft gegründet, das Gojukan Dojo Neuss. In der Zwischenzeit hat sich mein ehemaliger Verein in Neuss nach fast 50 Jahren aufgelöst. Einige Vereine aus der Gründerzeit, wie Garath und Baumberg verließen den Verbund und gehen seit geraumer Zeit ihre eigenen Wege. Auch heute noch leitet der Meister sein Sportcenter mit großem Elan. Er ist mit einer Japanerin verheirate und hat einen erwachsenen Sohn namens Sotoro, der in Japan lebt. Bei dieser Gelegenheit möchte ich mich bei meinem ehemaligen Sensei Kiyoshi Ogawa Shihan herzlich dafür bedanken dass ich 26 Jahre (Oktober 1974 – April 2001) lang sein Schüler sein durfte; er war mir ein großer Lehrer.

Hier eine kurze Reportage, in der unter anderem das Sportcenter vorgestellt wird. Diese ist in der WDR Mediathek zu finden unter der Bezeichnung „Japan am Rhein“ oder schneller unter dem Suchbegriff „Ogawa“.

Miyagi – Yamaguchi – Urakawa – Ogawa – Xenos In dieser sogenannten Shitei-Linie (Lehrerlinie) stehen heute unsere Mitglieder, welche sich bis auf den Gründer des Goju-Ryu zurückzuführen lässt.

Jochen Xenos